Ein bedeutsamer Teil bei einem waldfrei Fotoshooting ist – neben den Fotos natürlich – das Gespräch und die Gedanken, die wir gemeinsam teilen. Von einem dieser Gedanken aus einem Fotoshooting möchte ich gerne erzählen.
Wir liefen im Sommer in Berlin an der Spree entlang und meine Kundin erzählte mir von einem Erlebnis, das zwar schon einige Jahre zurücklag, an welches sie aber in ganz bestimmten Momenten immer wieder denken muss. Aus diesem Erlebnis ging der Satz “Ist das wirklich alles?” hervor. Damit ich keine privaten Details verrrate, lass es mich an einem Beispiel aus meinem Leben erklären, welches genau diese Frage und die Erinnerung an ihr Erlebnis hervorrief.
Vom Winde verweht
In einem September stand ich in Edinburgh auf dem Arthur’s Seat. Ein sehr großer Hügel (oder Berg, je nachdem wen man fragt), mitten in der Stadt, den man fast erklimmen muss. Oben angekommen wird man mit einer herrlichen rundum Aussicht auf die Stadt, das Schloss, die Wiesen und das Meer belohnt. Außerdem wird man mit einer Menge Menschen konfrontiert – und mit Wind. Sehr viel Wind. So viel Wind, dass man sich gegen ihn lehnen kann und, sollte man im falschen Moment einatmen, auch die Luft rauben kann. Zudem sind die britischen Temperaturen ja bekanntlich nicht die wärmsten, sodass das ganze auch mit einer gewissen Kälte einhergeht.
Dieser Naturgewalt ausgesetzt kann man sich entweder von Wind und Kälte umreißen lassen und das Erlebnis vielleicht gar nicht richtig genießen, sich vielleicht sogar ärgern. Oder man lehnt sich gegen den Wind, fordert ihn quasi heraus und schreit: “Ist das wirklich alles?” – mein innerer Introvert hat natürlich verhindert, dass ich geschrieen habe, aber gedacht habe ich es und irgendwie auch gefühlt.
Ich glaube die Interpretation dieses Satzes kann sehr individuell sein. Aber ich mag den herausfordernen Charakter, die Spannung, die in ihm liegt. Für mich schwingt Mut mit, das Realisieren der eigenen Grenzen – eben das da noch mehr geht und man sich nicht so einfach umwehen lässt. Ein gewisser Kampfgeist, gegen was auch immer man gerade ankämpft. Eine Bereitschaft, für sich einzustehen. Akzeptanz. Resilienz.
Ist das wirklich alles?
Da steh ich nun auf dem Berg (oder Hügel), der Wind mein Mitstreiter und mit Blick übers Tal und in die Weite, fühl mich unglaublich frei. Als wenn Wind und Kampfgeist alle Anstrengung, alle Sorgen und Weltschmerz einfach aufgelöst hätten. Und zugleich überwältigt, vom Wind und Kampfgeist und der Schönheit, die sich mir mit dem Panorama da bot. Ok, letzteres mag eventuell durch meine große Edinburghliebe extra verstärkt sein.
Der Punkt aber ist, dass dieser kleine Satz, in einer scheinbar überwältigend Situation, doch alles umdrehen kann.
“Ist das wirklich alles?” – werde ich mich in Zukunft öfter fragen. Vielleicht sogar irgendwann mal laut in den Wind schreien. Machst du mit?
Ich würde mich sehr freuen, wenn du deine Interpretation dazu teilen würdest. Oder hattest du sogar schonmal solch eine Situation, wo der Satz gepasst hätte? Kommentiere gerne unter diesem Beitrag und lass uns gemeinsam wachsen.
Love